& Visualisierung des Neubaus im Anschluss an den Bestand
DER BESTAND
Der Josef-Bohmann-Hof ist die Wiener Variante einer beginnenden Revision der Moderne und dem damit einhergehenden Bewusst-Werden regionaler Baustile, dessen Einflussgrössen Friedrich Achleitner mit Aldo Rossi, Massimo Scolari, Giorgio Grassi, aber auch Rob und Leon Krier benennt. Städtebaulich interpretiert die Anlage den Leopoldauer Anger und erweitert diesen mit einem zentralen Platz, von dem aus aufgefächerte Bänder Richtung Eipeldauerstrasse ausstrahlen.
Als Schallschutz werden technokratische Hochgaragen entlang der Eipeldauerstrasse errichtet, die im ursprünglich konzipierten Plan nicht aufscheinen und nun durch einen "Gemeindebau Neu" ersetzt werden. Die Wohngebäude wurden von insgesamt neun Architekt/innen realisiert. Hervorzuheben sind insbesondere die Gebäude von Johann Georg Gsteu, dessen Grundrisse eine Nutzungsoffenheit erlauben sowie die Bauteile von Karl & Eva Mang die Splitlevel-Grundrisse im nördlichen Teil der Anlage realisieren.
DIE KONFIGURATION DES NEUEN BANDES
Der hier konzipierte Neubau „Leopoldauer-Band“ führt die städtebauliche Konzeption unter folgenden Prämissen weiter und realisiert ein Band entlang der Eipeldauerstrasse.
Der Entwurf antizipiert eine mittelfristige Mobilitätswende und damit eine Adaption des Strassenprofils der Eipeldauerstrasse (Nicht zuletzt wird die Eipeldauerstrasse bereits in den Planungen der Stadt Wien als notwendiger Lückenschluss des Fahrradnetzes geführt). Vorbild ist der Rückbau des Strassenprofils der Prager-Strasse (im 21. Wiener Gemeindebezirk)
Der Entwurf reagiert auf eine mittelfristig weiterhin bestehende Schallbelastung der Bewohner/innen indem die Wohnnutzflächen zum Hof maximiert werden. Ein in zwei asymmetrische Bänder im Verhältnis 2:1 geteilte Bebauung entsteht.
Das Band nimmt die ursprüngliche lineare Bebauung der Hochgaragen auf, knickt jedoch an strategischen Stellen weg von der Eipeldauerstrasse. Kleine Vorplätze, die mit der fussläufigen Durchwegung des Bestandshofes korrespondieren entstehen. Gleichzeitig wird durch den Neubau der Schallschutz für alle Bewohner/innen des Josef-Bohmann-Hofes optimiert, ohne die Belichtungsverhältnisse der Wohnungen zu beschränken.
Das Band reagiert in seiner Höhenentwicklung auf die Bestandsbebauung, die mit zirka 15m doch signifikant unter der notwendigen Gebäudehöhe für die geforderte Bebauungsdichte liegt. Gerade diesen Anschlusspunkten und Naheverhältnissen zum Bestand trägt das städtebauliche Konzept des Leopoldauer-Bandes Rechnung.
Durch die Knicke im Band und die unterschiedliche Höhenentwicklung der beiden asymmetrischen Hüften den Bebauung wird auch der Windkomfort im Rahmen des Möglichen optimiert.
Das Leopoldauer-Band wertet den Strassenraum mit kleinen Vorplätzen und daran angelagerten Gewerbeeinheiten auf. Somit entsteht in der Tradition des Gemeindebaus eine Anlage ohne Vorder- oder Rückseite. Der Josef-Bohmann-Hof wird vervollständigt.
Silhouette Neubau in Relation zum Bestand
ORGANISATION DES WOHNENS
Die Wohnnutzflächen werden zum Hof hin maximiert, bzw. zur Eipeldauerstrasse hin im Verhältnis 2:1 minimiert. Das Hoch-Tief-Prinzip erlaubt in beiden Hüften unterschiedliche Orientierungen der Wohnungen. Auch durchgesteckte Wohnungstypen sind möglich.
Die Wohnungen an der Eipeldauer Strasse werden zudem folgendermassen attraktiver:
- 30% der Wohnungen zur Strasse haben 2-geschossige Räume
- Die strassenseitigen Wohnungen werden durch Balkone (keine Miete) erweitert.
- Die Pflanztröge & Fassadenbegrünung dient insbesondere andere Eipeldauerstrasse als Immission-Schutz (vor Lärm und Staub)
- Eine unterschiedliche Orientierungen der Wohnungen ist gerade an der Eipeldauerstrasse notwendig und durch das Hoch-Tief-Prinzip möglich.
ELEMENTE DER ARCHITEKTUR
Die architektonischen Gestaltungselemente sind zum einen die asymmetrischen Hüften des Leopoldauer-Bandes, zum anderen eine möglichst reduzierte Anzahl an Elementen (2 Fensterformate, Pflanztröge, Absturzsicherung) sowie die Fassadenbegrünung.
In Weiterführung des städtebaulichen Konzepts werden Gestaltungselemente der Bestandsanlage neu interpretiert und variiert. Wichtig dabei ist auch, dass die in Phase 1 dargestellte Gestaltung sich über das Band hinweg verändern kann und soll. Hier ist zu Erwähnen, dass im Sinne des Weiterbauens des Josef-Bohmann-Hofes es als sinnvoll erachtet wird, wenn Bauabschnitte von unterschiedlichen Architekt/innen-Teams realisiert werden.
Besonderes Augenmerk wird auf die Fassadenbegrünung gelegt. Für die Begrünung sehen wir eine Mischform aus einerseits bodengebundener Bepflanzung und Pflanzen in Allgemeinbereichen (Dächer, Stiegenhäuser) und andererseits eine Begrünung der Fassade durch Pflanzungen der Bewohner/innen vor. Durch bodengebundene Begrünung der Fassade, sowie eine durch die Hausverwaltung gepflegte Begrünung (Dächer und Stiegenhäuser) wird eine bestimmtes Ausmass an Begrünung sichergestellt. Darüber hinaus sind die Pflanztröge an den Loggien und teilweise an den Fenstern so positioniert, dass Teile der Fassade zusätzlich begrünt (bzw. die Begrünung durch die Pflanzen in den Allgemeinbereichen) ergänzt wird. In anderen Worten wird eine gewisse Redundanz an Begrünungsmöglichkeiten der Fassade vorgeschlagen, die mittel- und langfristig das Haus tatsächlich begrünen kann.
2021
WOHNHAUSANLAGE EIPELDAUER STRASSE, 1220 Wien
nicht offener Realisierungswettbewerb – Gemeindewohnungen NEU
Mitarbeit:
Marek Nowicki
Diego Martínez
besonderer Dank an
Oliver Sterl und Rüdiger Lainer